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Klänge und Symbole – wie kommen diese zwei Aspekte zusammen? Und welche Rolle spielen Klangsymbole im Umgang mit Vergänglichkeit?
Dr. Miriam Sitter eröffnete ihren Vortrag am 10.11.2023 mit der Charakterisierung von Klängen: Ein Klang kann laut oder leise sein. Er kann tief und hoch gespielt werden. Klänge verführen uns zum genauen Hinhören, zum Lauschen, aber auch zum Singen und zum Tanzen. Damit hat der Klang einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Sinne und unser körperliches Empfinden. Wir können Klänge schließlich hören. Es kann daher sein, dass wir die Musik leiser stellen müssen, weil die Bässe unseren Pulsschlag erhöhen, auf unseren Brustkorb drücken. Ein Klang kann harmonisch und disharmonisch klingen. Er wird begleitet von anderen Klängen – instrumentale und gesangliche Klänge kommen zusammen. Ein Klang kann warm oder sanft anmuten, sodass wir das Musikstück vielleicht doch noch etwas lauter drehen oder es gar ausmachen, weil es uns zu sehr berührt.
Haben Sie einen solchen Song, der Sie berührt, wenn Sie ihn hören? Was verbinden Sie damit? Werden vielleicht auch Erinnerungen in Ihnen geweckt, wenn ein ganz bestimmtes Musikstück im Radio spielt? Gibt es ein Lied, das Sie zum Weinen bringt, weil Sie damit an einen verstorbenen Menschen denken müssen? Und haben Sie sich jemals ein Requiem angehört, das besonders in den Novembertagen vielfach im Rahmen einer Totenmesse gespielt wird?
Mit den Eigenschaften, die Klänge besitzen, und mit ihrer dahinterliegenden Wirksamkeit gelingt es den Klängen von Musikstücken nahezu automatisch, etwas zu vermitteln. Das Symbolische, »der Transport eines gewissen Zeichens ist den Klängen inhärent«, so Miriam Sitter. Einem Geräusch allein könne dies nur schwer gelingen.
Was aber nun sind Klangsymbole der Vergänglichkeit? Und was können sie auf welche Weise transportieren? Um diese Frage zu beantworten, wurde ein Genre-Kontrast verfolgt. Es wurde sowohl in die mit drei Grammys ausgezeichnete Softrock-Ballade von Eric-Clapton »Tears in Heaven« (Anfang der 90-er Jahre) als auch in Peter Tschaikowskys Sechste Sinfonie »Pathétique« hineingehört, die 1893 in St. Petersburg uraufgeführt wurde. Für die weitere Analyse wurden die biografischen Kontexte beider Musiker hinzugezogen und betrachtet.
Klangsymbole der Vergänglichkeit, so Miriam Sitters Resümee, transportieren, wenn ein todesbezogener autobiografischer Kontext mit dem Musikstück verbunden ist, eine gewisse (funktionalistische) Stimmung. Diese Stimmung regt zum Nachdenken und Nachempfinden darüber an, was sich im (Entstehungs-)Umfeld dieses Musikstückes ereignete. Klangsymbole der Vergänglichkeit sind mit ihrer klaren Ausrichtung, zum Beispiel bezüglich des Textes, dennoch äußerst koloristisch und eröffnen zweifelsfrei einen interpretativen Raum. Diesen Raum müssen Klänge schließlich öffnen, um sich mit den bunten Facetten der Vergänglichkeit und folglich mit ihrem Schmerz, der Trauer und Wut, ihrer Melancholie, dem Leiden und dem Kampf mit dem Erinnern, Loslassen und doch Bewahren-wollen etc. auseinanderzusetzen.