Call for Participation für die erste Wissenschafts-Praxis-Tagung

11. Januar 2025 | Tagungshinweis

Vergänglichkeit. Wie sie uns begleitet, wie wir sie erleben, wie wir ihr in Zukunft begegnen

Zu diesem Thema findet vom 13. bis 14. Juni 2025 die erste Tagung des TRAUERFORSCHUNGSINSTITUTS kleine BLUME e.V. in Hannover statt. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Thanatologie und der Galerie metavier wird die Tagung als eine interdisziplinäre Wissenschafts-Praxis-Tagung organisiert.

Wir laden Sie hiermit herzlich ein, den folgenden Call durchzulesen, um sich mit einem Beitrag oder einem weiteren Input an der Tagung zu beteiligen.

Call for Participation

Menschen verlieren Liebgewonnenes zu unerwünschten und unvorhersehbaren Zeiten. Zu früh stirbt ein*e Lebenspartner*in und viel zu früh ein Kind. Derartige Verluste sind das Ergebnis der Vergänglichkeit, die – ihrer Allgegenwärtigkeit gemäß – nicht nur das menschliche Leben betrifft. Auch tierisches Leben, Orte, Dinge, Überzeugungen, Elternschaft, Vertrauen, gar die Liebe und Sinnlichkeit sind zeitlich begrenzt und zeigen uns, dass alles im Leben unvermeidlich zu Ende geht.

Dieser Prozess aus Dasein und Vergehen, aus Anfang, Übergang und Ende befördert Vielfalt und auch Ambivalenzen; nicht selten aufgrund impliziter Notwendigkeiten, mit denen sich Menschen auseinandersetzen (müssen). Ambivalent sind Gefühle und Bedürfnisse, die den Umgang mit dem Verlorengegangenen begleiten. Erforderlich und (häufig) unbequem wird dieser Umgang mit Verlusten, wenn soziokulturelle Traditionen ihre Regeln und Vorgaben zeigen, an denen sich individuelle Lebensstile und persönliche Trauerformen stoßen.

Die Vergänglichkeit ist absehbar, sie steht bevor, wird sichtbar, fordert heraus. Verluste, die mit ihr einhergehen, können böse, ängstlich und verzweifelt machen. Gleichzeitig wird nicht jeder Verlust betrauert, manches Ende wird womöglich herbeigesehnt. Durch vergangene oder gegenwärtige Kriege wird die Vergänglichkeit aufs Härteste herausgefordert und akut. Sie kann durch wissenschaftliche, vor allem medizinische Errungenschaften verzögert oder verlängert werden. Zweifelsfrei bietet die Vergänglichkeit mit den sie umspielenden Möglichkeiten ausreichend Diskussions- und Erfahrungsraum, um sie multiperspektivisch zu betrachten. Sie ist nicht nur ein Thema uralter Mythen und liefert ausreichend Potenzial für die Weltliteratur, sie ist und bleibt ein Phänomen, an dem niemand gänzlich unbeirrt vorbeikommt.

Auf der ersten Tagung des TRAUERFORSCHUNGSINSTITUTS kleine BLUME e.V. soll die Vergänglichkeit in ihrem Spektrum und hinsichtlich aller damit verbundenen lebensweltlichen Sehnsüchte und Herausforderungen theoretisch, empirisch sowie praxisbezogen in den Blick genommen werden. Das umfangreiche Diskussionspotenzial der Vergänglichkeit eröffnet verschiedene Themen, zu denen das Institut, der
Arbeitskreis Thanatologie (www.thanatologie.eu) und die Galerie metavier (www.metavier.de)  Expert*innen aus Theorie und Praxis einladen, ihre Beiträge und weitere Inputs einzureichen. Mit der Veranstaltung ist anvisiert, Wissenschaftler*innen verschiedenster Disziplinen und Praktiker*innen mit ihren feld-/fachspezifischen, multiprofessionellen Erfahrungen und Erkenntnissen zu vereinen, um gemeinsam die Umgangsweisen mit der Endlichkeit zu diskutieren, verschiedene Diskurse der Vergänglichkeit zu reflektieren und sie überdies für Transformationen zu öffnen.

Wir freuen uns über Beitragsvorschläge zu folgenden Formaten:

  • 20-minütige Vorträge von Menschen aus Wissenschaft und Praxis
  • Präsentationen zu praxisnahen Erfahrungen und Herausforderungen (etwa in Form von 10-minütigen Inputs, Praxiseinblicken, Erzählungen etc.)
  • Poster und Videos aus Forschungs- und/oder Praxisprojekten

Für alle Beitragsvorschläge ist die Einreichung eines Abstracts mit max. 3.000 Zeichen erforderlich. Alle Vortrags- und Präsentationsvorschläge sollen die folgenden drei Blickwinkel entlang einer Auswahl oder Verknüpfung einschließen, um den Austausch neuer Ideen sowie eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zu eröffnen:

1. Welchen Definitions- und Deutungsmächten unterliegt die Vergänglichkeit? Hier sind Beiträge von Bedeutung, die sich beispielsweise aus einer sozialkonstruktivistischen Perspektive jenen Akteur*innen, Diskursen, Institutionen sowie Disziplinen und Professionen (darunter auch die Medizin) zuwenden, die richtungsweisend im Umgang mit der Vergänglichkeit wirken. Dies können etwa Beiträge sein, die sich mit der gesellschaftlichen Institutionalisierung und Legitimierung etc. des Wissens rund um das Vergänglichsein auseinandersetzen; hierbei rücken verschiedenste Kontexte der Vergänglichkeit (das Leben, die Liebe etc.) und mögliche Konsequenzen sowohl für die gesellschaftliche Bearbeitung als auch für die Lebensweise der Menschen in den Fokus, die es kritisch zu beleuchten gilt.

2. Vergänglichkeit lässt sich ebenso unter historischen, (inter-)kulturellen und künstlerischen Aspekten in den Blick nehmen. So zeigen verschiedenste Epochen und Kulturen, einschließlich der Weltreligionen, ihren je eigenen ungebrochenen Umgang mit der Vergänglichkeit. Es sind daher Beitragsvorschläge von Interesse, die sich mit historischen und gegenwärtigen (inter-)kulturellen Traditionen in Form von Riten, Bräuchen, Normen etc. im Umgang mit der Vergänglichkeit beschäftigen. Ebenso relevant sind Blickwinkel auf die in den Künsten produzierten und wiederkehrenden Vanitas-Motive. Besonders im Kontext gegenwärtiger Entwicklungen wie Kriegen und Pandemien sind auch Beiträge von Relevanz, die veranschaulichen, inwiefern das Vergänglichsein eine neue, nahezu selbstverständliche Qualität erlangt und welche Folgen diese für das Trauerempfinden und die gesellschaftliche Empathie einnimmt.

3. Im Weiteren rückt die Frage in den Fokus, welche alternativen Denkweisen und Praktiken es in Zukunft geben könnte, um mit dem gewissen und zugleich temporär ungewissen Phänomen der Vergänglichkeit anders als bisher umzugehen. Hier rücken Perspektiven in den Fokus, die sich einerseits den Modernisierungsprozessen zuwenden, um zu diskutieren, inwiefern ihre strukturellen und technischen Mechanismen etc. (darunter u.a. Systeme der Künstlichen Intelligenz) sich mit welchen Argumenten, Erwartungen und Auswirkungen als moderne Antworten auf das Vergänglichsein etablieren (können). Dem Modernisierungsprozess gegenüberstehend, soll andererseits – kritisch hinterfragend – auf herkömmliche Techniken der Seinserweiterung geblickt werden, mit denen Menschen (besonders Hinterbliebene)

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge spätestens bis zum 01. März 2025 mit dem Titel des Beitrags bzw. der Präsentation etc. mit einem klaren Bezug zum Tagungsthema sowie Angaben zu Ihrer institutionellen Anbindung an: info@t-kleineblume.de.

Eine Rückmeldung erfolgt bis Mitte März 2025. Reise- und Übernachtungskosten können leider nicht übernommen werden. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist sowohl in dem peer review-Periodikum des Arbeitskreises Thanatologie »Jahrbuch für Tod und Gesellschaft« als auch im »Magazin der kleinen BLUME« geplant. Weitere Informationen zur Tagung und zum Tagungsprogramm finden Sie zu gegebener Zeit unter der Seite »NEUES« auf dieser Homepage.

Wir freuen uns über zahlreiche Beitragsvorschläge von Wissenschaftler*innen verschiedenster Disziplinen und von Kolleg*innen aus der Praxis – und natürlich auf eine wundervolle interdisziplinäre Sommertagung 2025, die im Sinne der Institutsphilosophie des TRAUERFORSCHUNGSINSTITUTS von einer Lesung und Ausstellung sowie von weiteren kleinen Aufmerksamkeiten begleitet sein wird.

Herzliche Grüße vom Organisationsteam der kleinen BLUME, der Galerie metavier und des Arbeitskreises Thanatologie